Exchange Group: Just Transition in der europäischen Autoindustrie
Autos sind für etwa 20 Prozent der aktuellen CO2-Emissionen in Europa verantwortlich. Um die Klimaziele des Pariser Abkommens und des europäischen Green Deals zu erreichen, ist daher ein Wandel der Automobilindustrie erforderlich. Erste Veränderungen können wir bereits mit den zunehmenden Verkäufen von Elektrofahrzeugen sowie den geplanten Verboten für Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2030 beobachten. Weitere Maßnahmen im Mobilitätssektor betreffen das Carsharing, die gezielte Förderung von Fahrrädern und des öffentlichen Personennahverkehrs in den Städten, sowie die Entwicklung des autonomen Fahrens. Diese Veränderungen stellen jedoch eine große Herausforderung für die Automobilindustrie, ihre Zulieferer und Mitarbeiter dar – ein Elektroauto benötigt beispielsweise in der Produktion weitaus weniger Teile als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Mit knapp 14 Millionen Arbeitsplätzen kommt der Automobilindustrie in der gesamten EU, und insbesondere in Mittel- und Osteuropa, eine bedeutende Schlüsselfunktion zu. Die Gefährdung dieser Arbeitsplätze sowie der potentielle Bedeutungsverlust des ganzen Sektors erfordern neue Maßnahmen, die die Unterstützung aller betroffenen Interessengruppen in einer klimaneutralen Automobilindustrie sicherstellen.
Trotz der Dringlichkeit steckt die Transformation jedoch noch in Kinderschuhen. Mit diesem Projekt will das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) die Entwicklung einer gerechten Transformation in der Automobilindustrie und bei ihren Zulieferern aktiv angehen und gestalten. In fünf Partnerländern – Tschechien, Slowakei, Kroatien, Ungarn und Deutschland – wird das Projekt eine Plattform für den Austausch von europäischen Akteuren der Automobilindustrie etablieren, Strategien nach dem Bottom-up-Prinzip entwickeln, Politikempfehlungen für das jeweilige Land und die EU aussprechen sowie die Öffentlichkeit informieren.
Über das Projekt
Projektziele
Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung des europäischen Green Deals und zur Erreichung eines klimaneutralen Europas zu leisten, indem es eine Just Transition ermöglicht. Im Fokus stehen die Auswirkungen der von der EU angestrebten Emissionsreduktionen auf die Automobilindustrie sowie die daraus resultierenden Möglichkeiten einer gerechten Transformation. Neue, durch das Konsortium hervorgebrachte Forschungsergebnisse sowie die durch das Projekt durchgeführten Maßnahmen können einen Ausgangspunkt für die Entwicklung eines gerechten und klimafreundlichen Übergangs des europäischen Automobilsektors darstellen.
Die Vorhaben, Treibhausgasemissionen auf der einen Seite zu reduzieren und die Einkommenssicherheit der Europäer auf der anderen Seite zu stabilisieren, scheinen in dieser besonderen Konjunktur aufeinander zu prallen. Die Klimakrise ernst zu nehmen, bedeutet, Verbrennungsmotoren schrittweise abzuschaffen und gleichzeitig auf sowohl weniger arbeitsintensive Elektroautos als auch auf weniger motorisierte individuelle Mobilität umzusteigen.
Wir wollen dazu beitragen, den europäischen Stakeholdern der Automobilindustrie eine Plattform zu bieten, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, die den Anforderungen eines globalen kohlenstoffneutralen Transportsektors unter fairen Bedingungen gerecht werden. Das Hauptziel und die damit geplante Wirkung des Projekts ist es, die Strategien des Automobilsektors so zu gestalten, dass die soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt der erwogenen Maßnahmen steht. Durch die Schärfung des öffentlichen Bewusstseins, die Erarbeitung von Politikvorschlägen und den Aufbau von Netzwerken will das Projekt die Politik dazu bewegen, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Es zielt darauf ab, nationale und EU-politische Diskurse zu beeinflussen und die Umsetzung der Klimaziele durch einen gerechten Übergang zu unterstützen.
Teilprojekte
Das Projekt gliedert sich in vier große Teilprojekte:
1. Evaluationder Ausgangssituation und der Möglichkeiten für eine Just Transition in der europäischen Autoindustrie
Es werden Recherchen zur aktuellen Ausgangssituation, zur bestehenden Forschung, zu den Auswirkungen der Transformation und zu den bereits laufenden Aktivitäten durchgeführt. Ergänzt werden die daraus gewonnen Erkenntnisse mit Interviews mit Stakeholdern, insbesondere mit Unternehmensvertretern und Gewerkschaften aus jedem Land. Anschließend werden Co-Creation Workshops in jedem Partnerland organisiert, mit dem Ziel, gemeinsam Transformationspfade und Politikvorschläge zu entwickeln.
2. Länderberichte über die Ausgangssituation, mögliche Wege und Politikempfehlungen zur Unterstützung der Zielgruppen in den Zielländern und der EU
Basierend auf den Erkenntnissen und Ergebnissen von Arbeitsschritt 1 werden fünf Länderberichte erstellt, welche jeweils sowohl die Situation des Automobilsektors im jeweiligen Land als auch die Zukunftsaussichten skizzieren. Ergänzt werden diese mit möglichen Transformationspfaden und Politikempfehlungen für das jeweilige Land.
3. Vernetzung und Austausch zwischen den Zielgruppen in den Zielländern und der Europäischen Union für einen gerechten Übergang der Autoindustrie
Zur Information der Zielgruppen werden Newsletter mit Projektergebnissen und weiteren Neuigkeiten rund um das Thema “Just Transition” in der Europäischen Union zusammengestellt und über die Mailingliste verschickt. Die Mailingliste dient auch der weiteren Vernetzung zwischen den Stakeholdern der Partnerländer.
Die Projektergebnisse werden in eine Konferenz in Brüssel im Jahr 2022 einfließen, die dazu dienen soll, weitere Verbindungen zwischen verschiedenen Stakeholdern auf EU-Ebene herzustellen und die Projektergebnisse zu präsentieren.
4. Verbreitungs- und Kommunikationsaktivitäten
Im Rahmen der Just Transition-Konferenz in Brüssel werden Videos mit Statements von Stakeholdern aufgenommen, um die Vielfalt der Wahrnehmungen zum Thema abzubilden. Darüber hinaus strebt das Projektteam an, die Öffentlichkeit durch Kooperationen mit Zeitungen in jedem Partnerland zu informieren.